Das durchbohrte Herz
1) Das durchbohrte Herz und die Kirche
ãSie werden
aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben!Ò
Dreimal steht
dieser Satz, den wir eben am Schluss des Evangeliums vom Herz-Jesu-Fest
vernommen haben, in der Hl. Schrift:
Das 1. Mal im Buch
des Propheten Sachar ja (12,9f), der in den Jahren 520 – 518 v. Chr. In
Jerusalem aufgetreten ist. Ein paar Jahrhunderte vor Christi Geburt wird hier
in gewaltiger Zukunftsschau die Weissagung gegeben im Auftrag Gottes: ãUnd
geschehen wird es an jenem Tag, da trachte ich zu vernichten die Všlker alle,
die heranrŸcken gegen Jerusalem, doch Ÿber das Haus Davids und die BŸrger
Jerusalems gie§e ich den Geist des Mitleids und des Flehens aus. Sie werden
aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben und werden Totenklage halten um
Ihn, wie man um den Einzigen klagt; bitter wird man um Ihn weinen, wie man um
den Erstgeborenen weint!Ò
Wie klar, wie
deutlich wird da doch das Geschehen des blutigen Karfreitags angekŸndigt, da
der einziggeborene, vielgeliebte Sohn des himmlischen Vaters als SŸhnopfer fŸr
die SŸnden aller Welt am Kreuze hing und zuletzt sein Herz durchbohrt wurde und
im Geist des Mitleids und des
Flehens die Herz-Jesu-Verehrung ihren Anfang nahm, da die Schmerzensmutter mit
dem toten Sohn in ihrem Scho§e das durchbohrte Herz betrachtete und schaute und
schaute, als ob sie hineinschauen wollte in den Abgrund der Erlšserliebe, der
sich da vor ihren Augen aufgetan hatte.
Das 2. Mal steht
das Wort vom Aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben, im Joh. Ev. (19,37),
dort, wo der LiebesjŸnger des Herrn die ErfŸllung der alttestamentlichen
Weissagung beschreibt und uns den Tod des eingeborenen Sohnes Gottes, des
Erstgeborenen unter vielen BrŸdern berichtet und erzŠhlt, wie der Hauptmann,
weil dem fehlerlosen gšttlichen Osterlamm die Gebeine nicht zerschlagen werden
durften, zum Nachweis des wirklich eingetretenen Todes mit der Lanze den
Herzstich vornimmt und dann Blut und Wasser herausflie§t. Da schreibt Johannes:
ãDas ist geschehen, damit die Schrift erfŸllt werde: ...Sie werden aufschauen
zu dem, den sie durchbohrt haben!Ò
Und ein 3. Mal
ist vom Aufschauen zu dem, den sie durchbohrt haben, die Rede in der Hl.
Schrift: In der GehOffb (1,7) schaut nun Johannes seinerseits prophetisch in
die Zukunft, er sieht die kommenden Zeiten der Kirche und das Ende der Zeiten
und sieht die glorreiche Wiederkunft Christi, des Erstgeborenen der Toten, des
Herrschers Ÿber die Kšnige der Erde, der uns geliebt hat und uns erlšst hat von
unseren SŸnden mit seinem Blute: ãSiehe, Er kommt auf den Wolken, und schauen
wir Ihn jedes Auge und auch jene, die Ihn durchbohrt haben!Ò
Was muss es doch
um dieses durchbohrte Herz sein, auf das Jahrhunderte vorher schon der alttest.
Prophet die Aufmerksamkeit hinlenkte, in welchem dann Johannes die Schrift, die
Offenbarung Gottes erfŸllt sah und zu dem noch am Ende der Zeiten alle, Freund
und Feind, GlŠubige und UnglŠubige aufschauen werden?
Manche kleine
Geister sagen heute, die Herz-Jesu-Verehrung sei eine Ÿberholte Andachtsform,
sie sei eine allzu weichliche, ja weibische, s٤liche Andacht, die in unsere
nŸchterne, sachlich denkende Zeit nicht mehr hineinpasse. Ich sage auf Grund
der drei schriftstellen, die vom Aufschauen zum durchbohrten Herzen Jesu
sprechen: Die HJV ist schon im AT angekŸndigt und erstmalig verwirklicht worden
am Abend des ersten Karfreitags, und sie wird so lange dauern, als die Kirche
dauert, die aus dem durchbohrten Herzen Jesu ihren Ursprung genommen hat!
Das durchbohrte
Herz ist der Brennpunkt des ganzen Heilsgeschehens, ist der Mittelpunkt des
ganzen Weltgeschehens, und es lohnt sich, wenn wir in der recht verstandenen
HJV in diesen drei Abenden des HJ-Triduums in der HJ Kirche des Asyls zu diesem
durchbohrten Herzen aufschauen.
Schauen wir auf
und fragen wir uns, was wir denn sehen bei der Betrachtung dieses durchbohrten
Herzens.
Und wir stellen
da zuerst fest, wie diesem durchbohrten Herzen Wasser und But entstršmten.
Was hat uns das
zu sagen? Weist das nur auf den sicher eingetretenen Tod hin? ZunŠchst ja. Dann
aber bedeutet es darŸber hinaus, dass dieser Gekreuzigte, dessen Herz
durchbohrt wurde, in seinem SŸhnetod, den er ganz freiwillig auf sich nahm,
alles hingeopfert hat, bis zum letzten Tropfen seines kostbaren Blutes...
Ist das schon
alles, was uns Wasser und Blut aus dem durchbohren Herzen Jesu zu sagen haben?
HŠtte es sich dann gelohnt, dass Johannes das so feierlich umstŠndlich in
seinem Evangelium vermerkte? Wasser und Blut aus dem durchbohrten Herzen Jesu
bedeuten noch mehr. Wasser und Blut sind sinnvoller Hinweis auf die zwei
grš§ten, die Kirche stiftenden Sakramente: das Wasser ein Hinweis auf das
Sakrament der Taufe: ãWer nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Hl.
Geiste ...Ò Und das Blut ein Hinweis auf das Sakrament der hl. Eucharistie:
ãNehmet hin und trinket alle daraus. Dieser Kelch ist der Bund in meinem Blute,
das fŸr euch vergossen wird zur Vergebung der SŸnden!Ò Durch diese beiden grš§ten und heiligsten
Sakramente aber, der Taufe und der Eucharistie, die uns in Christus eingliedern
und uns aufs innigste mit ihm verbinden, wird die Kirche auferbaut. Ein
Lieblingsgedanke der KirchenvŠter der frŸhchristlichen Zeit ist das:
Wie einst aus
der Seite Adams, da er in tiefen Schlaf versunken war, Eva gebildet wurde, die
Mutter der sŸndigen Menschheit, so ist aus der Seitenwunde des sterbenden Erlšsers,
da er im Todesschlaf am Kreuze hing, die Mutter der erlšsten Menschheit, die
Kirche gebildet worden. So jubeln wir heute am Herz-Jesu-Fest im Festhymnus:
ãEx corde scisso Ecclesia Christo jugata nascitur ... Aus durchbohrtem Herzen
wird geboren die Kirche, die Christus sich angetraut. So bringt die offene
Seite Heil: fŸr alle Všlker dieser Welt: es flie§t daraus der Gnadenquell:
gleich einem siebenfachen Strom!Ò
Ja, das ist es,
was wir beim Aufschauen zum durchbohrten Herzen Jesu sehen: Den Ursprung der
Kirche aus dem Herzen Jesu! Sie ist sein Lieblingsgedanke, sie ist sein
Herzensgeheimnis, sie ist seine Braut, die er sich in seinem Blute rein und
heilig und schšn, ohne Makel, ohne Runzel gestalten wollte! Und darum schreibt
Paulus dort, wo er uns im Epheserbrief das ganze Heilsgeschehen des SŸhnetodes
Christi am Kreuz von der Annagelung bis zur Durchbohrung schildert, als tiefe,
vielsagende Aufschrift nur die zwei Worte: Dilexit Ecclesiam! Er, Christus,
liebte die Kirche!
Wie stehen wir
zur Kirche? Sie war das gro§e Thema des Konzils und der Inhalt der 16
Konzilsdokumente kurz zusammengefasst kšnnte lauten: Christus hat durch seinen
Tod am Kreuze seiner Kirche das Leben erworben und sie soll dieses wunderbare
Leben in der AusŸbung des Lehramtes, des Priesteramtes und des Hirtenamtes
Christi weiterleiten an alle Menschen, die durch die Taufe schon zu ihr gehšren
und darŸber hinaus auch an jene, die noch nicht zu ihr gehšren, aber doch auch
nur in ihr, der Kirche Christi, Heil und Rettung finden kšnnen.
Heute meinen so viele,
sie brŠuchten die Kirche nicht und brŠuchten die Priester der Kirche nicht und
brŠuchten die Sakramente der Kirche nicht und brŠuchten die Weisungen der
Kirche nicht.
Man sucht heute
vielfach – ohne GehŠssigkeit, aber doch sehr zielbewusst –
Propaganda zu machen in Wort und Tat fŸr ein kirchenfreies Christentum und
meint, au die Kirche verzichten zu kšnnen: Ich brauche die Kirche nicht! Wozu
denn sich von der Kirche am GŠngelband fŸhren lassen! UnwŸrdige Bevormundung!
Wozu denn von der Herrsucht der Kirche und ihres Klerus sich Vorschriften
machen lassen! †berholte mittelalterliche Geisteshaltung! Wozu denn der reichen
Kirche noch Kirchensteuer zahlen? †berflŸssige Auslage! So und Šhnlich hei§en die alten und immer
wieder neuen Schlagworte gegen die Kirche.
Gott aber hat
ganz anders von der Kirche gedacht! Gott hat sie nun einmal in seinen
wunderbaren Heilsplan fŸr uns Menschen einbezogen! Er hat nun einmal durch
seinen menschgewordenen Sohn die Kirche gegrŸndet, damit sie uns seine
Wahrheit, seine Gnade, seine Erlšsungsverdienste zuleite. Christus hat am
Kreuze aus seinem durchbohrten Herzen seine Kirche entspringen lassen, damit
sie uns mit der HerzenswŠrme seiner Erlšserliebe bergende Heimat der Seelen,
Hort der Wahrheit, Quelle der Gnade und Liebesbund echter BrŸderlichkeit sei.
Der Gottmensch
Jesus Christus selbst und nicht irgendein tŸchtiger menschlicher Organisator
ist GrŸnder und Urheber der Kirche.
Christus war
Architekt und Baumeister der Kirche in einem: Er hat den Plan entworfen, er hat
ihn auch ausgefŸhrt. Er legte den Grundstein in Petrus und fŸgte in seinem am Kreuz
vergossenen Erlšserblut die einzelnen lebendigen Bausteine unauflšslich
zusammen zu einem Bau ewiger Dauer, gegen den letztlich weder Ÿberhebliche
Menschen noch die unheimlichen MŠchte der Finsternis etwas auszurichten
vermšgen.
Nach dem Willen Christi,
der eins ist mit dem Willen des himmlischen Vaters, soll die Kirche fŸr uns
Menschen der Weg zum Ziel, das Mittel zum Heil sein. Wir brauchen die Kirche,
ob wir es zugeben oder nicht: Gott hat es nun einmal in Christus so verfŸgt,
dass die Menschen sie unverfŠlschte Offenbarungswahrheit nur durch die Kirche
kennenlernen und normalerweise Gnade und ewiges Heil nur durch die Kirche
erlangen. Die Kirche ist die gottbestellte HŸterin und KŸnderin der
Offenbarungswahrheit. Die Kirche ist die gottbestellte Ausspenderin der Gnaden,
die Christus am Kreuz verdient hat und uns Menschen in den Sakramenten der
Kirche zukommen lassen wollte. Das Wort von der alleinseligmachenden Kirche hat
schon, wenn es richtig verstanden wird, seine Berechtigung. Und es stimmt
schon, was ein MŠrtyrer der frŸhchristlichen Zeit, der gro§e Bischof Cyprian
von Karthago, gesagt hat: ãDer kann Gott nicht zum Vater haben, der die Kirche
nicht zur Mutter hat!Ò
Wir brauchen die
Kirche! Wir brauchen die eine, wahre, von Christus auf den Felsen Petri gebaute
Kirche, die er mit Wasser und Blut aus seinem durchbohrten Herzen geweiht und
geheiligt und konsekriert hat.
Lassen wir uns
nicht durch das Menschliche in der Kirche an der Kirche irre machen! Das
Menschliche in der Kirche! Ist das nicht auch im Wasser und Blut aus dem
durchbohrten Herzen Jesu angedeutet? Wasser und Blut! Das war doch etwas ganz
Unansehnliches, ganz Menschliches, was da noch herabtropfte aus dem
durchbohrten Herzen! Christus hat nun einmal seine Kirche nicht aus Engeln
aufgebaut, sondern aus Menschen fŸr die Menschen und er selbst ist Mensch
geworden, uns in allem gleich, die SŸnde allein ausgenommen.
Wir dŸrfen aber
neben der menschlichen Seite an der Kirche ihre gšttliche Seite nicht
Ÿbersehen, so wie es am Gottmenschen neben der sichtbaren menschlichen Natur
die unsichtbare gšttliche Natur gibt! Und gar oft, vor allem in den Wundern, brach
bei Christus durch die menschliche HŸlle seine gšttliche Macht hindurch. So ist
es auch wieder an der Kirche! Im Wunder ihres unzerstšrbaren Fortbestehens, in
den Wundern ihrer caritativen Werke, im Wunder ihrer unfehlbaren
LehrverkŸndigung, im Wunder ihrer pŠdagogischen Leistungen, da sie schwache
Menschen zu vollendeter Heiligkeit zu fŸhren vermag, zeigt sich immer wieder
die gšttliche Seite an der Kirche neben der menschlichen Seite, auf Grund der
die Kirche, wie das II. Vat. Konzil sagt, ãstets der Reinigung bedŸrftig
immerfort den Weg der Bu§e und der Erneuerung gehen mussÒ.
Welch gro§e
Bedeutung kommt doch der Sakramenten Spendung der Kirche, der LehrtŠtigkeit der
Kirche, der ErziehertŠtigkeit der Kirche, der LiebestŠtigkeit der Kirche zu! Und der Seelsorge und SeelenrettungstŠtigkeit
der Kirche! Sie setzt ja nur das Werk Christi fort, sie die aus dem
durchbohrten Herzen Jesu in Wasser und Blut ihren Ursprung genommen hat!
Das ist wahre,
echte, sehr zeitgemŠ§e, ganz den Intentionen des II: Vat. Konzils entsprechende
HJ Verehrung, wenn wir uns bewŠhren in dankbarer Leibe und treue zur Kirche.
Mitarbeiten mit der Kirche! Mithelfen bei ihren gro§en Aufgaben! Mitleben mit
der Kirche! Mit Verantwortung tragen, denn wir alle sind die Kirche! Und
dankbar sein fŸr das GlŸck der Zugehšrigkeit zur wahren Kirche!
Denn in der
Kirche haben wir das GlŸck der Wahrheit, des unverfŠlschten wahren Glaubens!
Wie viel Unrast, Unsicherheit, Unwahrheit au§erhalb der Kirche! Wechselnde
Ansichten und Meinungen, wechselnde Schlagworte und Weltanschauungen! In der
Kirche aber die volle Wahrheit, die klare Weltanschauung von oben her, sub
specie aeternitatis!
In der Kirche
haben wir auch das GlŸck der Einheit, der Gemeinschaft, der Geborgenheit, der
Zusammengehšrigkeit in Christus und mit Christus! GegenŸber der Zerrissenheit
und Uneinigkeit, Gottesferne und Christusferne au§erhalb der Kirche! Die Kirche
– das Volk Gottes, die Kirche – der geh. Leib Christi, an dem es
die verschiedenen Glieder gibt, die aber doch alle eins sind und verbunden sind
mit dem Haupte Christus, von ihm gelenkt und geleitet im Hl. Geist und seiner
Gnade!
Die Schweizer
nennen ihr Volk, ihren Staat eine Eidgenossenschaft! Eigentlich trifft dieses
Wort noch viel mehr vom neutest. Volk Gottes, von der Kirche zu: Wir alle sind
in der Kirche seit unserer Taufe die Eidgenossen Christi. Und wie der
unglŠubige Apostel Thomas gerŸhrt von der Liebe des Auferstandenen und bekehrt
durch den Lichtstrahl der Gnade vor Christus in die Knie sank, aufschaute zum
durchbohrten Herzen und seine rechte Hand hineinlegte und wie mit einem
Eidschwur das kurze, aber so inhaltsreiche Glaubensbekenntnis ablegte: Mein
Herr und mein Gott, so wollen auch wir vor dem durchbohrten Herzen in die Knie
sinken, aufschauen zu diesem durchbohrten Herzen, aus dem die Kirche in Wasser
und Blut ihren Ursprung nahm und wollen unseren Eid des TaufgelŸbdes als
Eidgenossen Christi erneuern: Fest soll mein Taufbund immer stehn, ich will die
Kirche hšren, sie soll mich allzeit glŠubig sehn und folgsam ihren Lehren. Dank
sei dem Herrn, der mich aus Gnad zu seiner KirchÔ berufen hat, nie will ich von
ihr weichen! Amen